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Die Angehörigen "vermissen die Lieben, deren irdisches Leben zu Ende gegangen ist und die einfach überall fehlen", sagte Heinrich Bedford-Strohm. Sie sehnten sich danach, "dass sie getröstet werden, dass die Wunden heilen, dass sich Neues öffnet".
Sie sehnten sich danach, "dass sie getröstet werden, dass die Wunden heilen, dass sich Neues öffnet", sagte Bedford-Strohm am Freitag in Hannover. Am Ewigkeits- oder Totensonntag gedenken evangelische Christen der Verstorbenen. Mit dem letzten Sonntag vor dem ersten Advent endet das Kirchenjahr. Am Totensonntag sollen Angehörige getröstet und zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermuntert werden. Im Zentrum steht dabei auch der christliche Glaube an das ewige Leben über den irdischen Tod hinaus.
Bedford-Strohm, der am Sonntag in einem ZDF-Fernsehgottesdienst in der Johanneskirche in Erbach predigt, zitierte aus der Offenbarungsgeschichte der Bibel, in der es unter anderem heißt: "Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen." Diese Zusage sei "so etwas wie ein Schaufenster in die Ewigkeit", sagte der bayerische Landesbischof.
Das Gedenken an die Verstorbenen während der Corona-Pandemie steht auch im Zentrum einer ökumenischen Aktion in Hildesheim. Der evangelische Bischof Ralf Meister und der katholische Bischof Heiner Wilmer wollen am Sonntag ab 19 Uhr gemeinsam Kerzen im Hildesheimer Dom entzünden und rufen Menschen dazu auf, es ihnen gleichzutun. Den Link zum Live-Stream der Veranstaltung gibt es hier.
Mit dem Ewigkeits- oder Totensonntag enden im November die Trauer- und Gedenktage. Der Totensonntag ist der letzte Sonntag des Kirchenjahrs, bevor mit dem Advent und der Geburt Jesu Christi ein neuer Zyklus beginnt. In diesem Jahr fällt der Trauertag auf den 22. November. Der Totensonntag ist vereinfacht gesagt das evangelische Gegenstück zum katholischen Feiertag Allerseelen (2. November). Neben dem Andenken an die Verstorbenen wird in vielen evangelischen Gottesdiensten auch zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermutigt.
Der Totensonntag ist ein stiller Feiertag, das heißt, er ist durch die Feiertagsgesetzgebung der Bundesländer besonders geschützt. Öffentliche Sport-, Tanz- und Musikveranstaltungen sowie Märkte sind laut diesen Gesetzen am Totensonntag verboten. Damit bleiben auch Weihnachtsmärkte geschlossen, die in diesem Jahr ohnehin wegen der Corona-Pandemie ausfallen.
An dem Gedenktag sollen Menschen Trost finden, wenn im vergangenen Jahr der Verlust eines Angehörigen oder eine Trennung zu beklagen war. In diesem Jahr gewinnt der Tag für die Opfer der Pandemie und deren Angehörigen eine besondere Bedeutung. Oft können Angehörige die Namen ihrer Verstorbenen in Trauerbücher eintragen, für sie wird dann im Gottesdienst gebetet. Seit einigen Jahren funktioniert das sogar online mit einem Angebot der evangelischen Kirche über die Internetseite "trauernetz.de".
Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete 1816 an, jährlich den letzten Sonntag des Kirchenjahres als allgemeinen Feiertrag zur Erinnerung der Verstorbenen zu begehen. In vielen Landeskirchen setzte sich diese Tradition als Totensonntag durch. In anderen Landeskirchen heißt der Sonntag Ewigkeitssonntag, um damit nicht den Tod ins Zentrum zu stellen, sondern die Auferstehung und das ewige Leben, an das Christen glauben.