Missbrauchs-Gipfel: Marx für Verwaltungsgerichtsbarkeit

Missbrauchs-Gipfel: Marx für Verwaltungsgerichtsbarkeit
Bei dem Krisentreffen zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche im Vatikan hat Kardinal Reinhard Marx die Einführung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit und die Einschränkung des Päpstlichen Geheimnisses gefordert.

Transparente Verfahrensabläufe in der Verwaltung schützten besonders im Blick auf einen angemessenen Umgang mit Missbrauch vor Willkür, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Samstag in Rom. Eine funktionierende kirchliche Verwaltung sei ein "wichtiger Baustein" in der Bekämpfung und Aufarbeitung von Missbrauch.

Transparente Regeln für die Kirchenverwaltung seien unerlässlich, sagte Marx mit Blick auf Machtmissbrauch in der Verwaltung, der mitverantwortlich sei für sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der Kirche. "Akten, die die furchtbaren Taten dokumentieren und Verantwortliche hätten nennen können, wurden vernichtet oder gar nicht erst erstellt", sagte der Münchner Erzbischof vor den 190 Teilnehmern des Krisengipfels.

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"Nicht die Täter, sondern die Opfer wurden reglementiert und ihnen wurde Schweigen auferlegt", betonte Marx.  Festgelegte Verfahren und Prozesse zur Verfolgung von Vergehen seien bewusst nicht eingehalten, sondern abgebrochen oder außer Kraft gesetzt worden, kritisierte der Kardinal. Auf diese Weise seien die Rechte von Opfern "gleichsam mit Füßen getreten und sie der Willkür Einzelner ausgeliefert" gewesen.

Am Nachmittag wollte Papst Franziskus mit den Teilnehmern des Bischofstreffens im Apostolischen Palast eine Bußliturgie feiern. Am Vormittag hatten Missbrauchsopfer bei einer Demonstration auf der zentralen Piazza del Popolo in Rom ihre Forderungen nach neuen Machtstrukturen und mehr Transparenz im Umgang der Kirche mit sexuellen Übergriffen und ihrer Vertuschung bekräftigt.