Caritas sieht sozialen Zusammenhalt in Europa in Gefahr

Caritas sieht sozialen Zusammenhalt in Europa in Gefahr
Die Caritas Europa warnt vor einer zunehmenden Auflösung des sozialen Zusammenhalts auf dem Kontinent. Als Folge der Sparpolitik der EU hätten Armut und Ungleichheit zugenommen, schreibt der Generalsekretär von Caritas Europa, Jorge Nuño Mayer, in der aktuellen Ausgabe der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift "Caritas in NRW".

Langfristig befürchte die Caritas ein strukturelles Armutsproblem und einen Rückzug der staatlichen Verantwortung für die Schwachen in der Gesellschaft. "Die soziale Dimension Europas ist in Gefahr", warnte der Sozialexperte. Bei der Caritas in Zypern, Griechenland, Rumänien, Italien, Spanien, Portugal und Irland sei täglich zu erleben, wie Tausende Menschen, alte und neue Arme, an die Türen der Caritasdienste anklopften, erklärte Mayer. Es drohe auch mehr Gewaltbereitschaft. "Die Krise ist nicht vorbei, nicht für die Menschen", warnte der Generalsekretär.

Mehr zu Caritas
"Sterbehilfe-Set", das in belgischen Aphotheken erhältlich ist
Die christlichen Kirchen wollen einen neuen Anlauf zur Regelung der Sterbehilfe nach dem Scheitern der Gesetzesvorschläge im Bundestag. "Einer gesetzlichen Regelung der Suizidassistenz bedarf es weiterhin", so EKD-Ratsvorsitzende Kurschus.
Evelyn Schneider und Josephin Sittig in der Werkstatt der CVJM in Würzburg
Immer weniger junge Menschen leisten einen Freiwilligendienst. Die Gründe dafür sind vielfältig. Hilfsorganisationen wollen gegensteuern. Doch ganz einfach ist das nicht.

Der Caritas-Generalsekretär forderte die EU auf, die Europa-2020-Strategie umzusetzen, nach der die Zahl der von Armut bedrohten Menschen um mindestens 20 Millionen gesenkt werden soll. "Wir fordern ein Europa im Dienste der Menschen", schreibt Mayer. Mitgliedsstaaten sollten in soziale Dienste und Absicherung investieren sowie in kleine und mittlere Unternehmen und in Beschäftigung.

Der Leiter des Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik in Frankfurt, Bernhard Emunds, fordert einen Schuldenerlass für die südeuropäischen Krisenländer. Die Deutschen hätten eine Mitverantwortung für die Schulden und daher auch für den Weg aus der Schuldenkrise, schreibt Emunds in der gleichen Ausgabe. Der katholische Sozialethiker kritisierte das bisherige Krisenmanagement, das die Vermögenswerte der Reichen sichere und fast die ganze Last der Veränderung den Armen, den jungen Arbeitslosen und den Rentnern sowie den Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Südeuropa aufbürde.