Ein Computer findet zum Glauben

Ein Computer findet zum Glauben

Ätsch, liebe Atheisten! Jetzt ist Gottes Existenz endgültig so richtig naturwissenschaftlich-mathematisch-computermäßig bewiesen. Jetzt müsst ihr endlich anerkennen, dass wir schon immer Recht hatten. Na ja – wie man's nimmt. Ach, fangen wir doch mal von vorne an.

So genannte „Gottesbeweise“ gab es schon vor langer Zeit. Versuche, die Existenz Gottes zweifelsfrei nachzuweisen. Vor allem Anselm von Canterbury hat sich in diesem Zusammenhang vor knapp 1000 Jahren einen Namen gemacht. So sehr, dass ich das sogar noch im Grundkurs Religion fürs Abitur lernen durfte. Nun ja, so richtig überzeugend fand ich diese Beweisversuche nicht, aber als logische Denkmodelle fand ich sie interessant – und hatte großen Spaß daran, die Schwachstelle in der Beweisführung zu finden.

Dass auch der Philosoph Kurt Gödel, einer der bedeutendsten Logiker des 20. Jahrhunderts, sich an solchen Gottesbeweisen versucht hat, war mir allerdings neu. Der stand wohl nicht im Lehrplan damals.

Nun haben Informatiker einen Computer mit Gödels Thesen gefüttert. Das Resultat war selbst für sie überraschend: Der Computer konnte keinen Fehler in den Annahmen finden und kam letztendlich zu dem Schluss: Gott existiert. Wow: Der erste gläubige Computer der Welt. Angeblich soll er auch noch „Amen“ ausgedruckt haben und über Internet gleich weitere drei Millionen Artgenossen missioniert haben. Ach – nein, doch nicht.

Gott endlich bewiesen? Kein Zweifel möglich? O doch, denke ich. Was wäre Gott, wenn man seine Existenz beweisen könnte? Und was ist ein Gottesbeweis wert, den ich selbst nach mehrmaligem Lesen und intensivem Nachdenken schlicht und einfach nicht verstehe?

Ich glaube: Gott kann man nicht beweisen. Irgendwo muss ein Fehler in diesem Denkmodell sein. Man kann Gott vielleicht erfahren. Fühlen. Spüren im eigenen Leben. Aber beweisen? Nein. Armer Computer. Der wird das nie verstehen. Amen.

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